Sonntag, 16. Juni 2013

Hoffnungsvolle Tage




Ich hatte auf einen erfreulichen und angenehmen Tag gehofft. Aber, wie uns die höchst bösartige, fantastische Welt eines bekannten Tabletop- und Rollenspieles lehrt, „Hoffnung ist der erste Schritt auf der Straße zur Enttäuschung“. Wie ist es dazu gekommen, dass meine Laune von leicht euphorisch und positiv auf wütend und frustriert umschwenken konnte? Wäre die arme, alte Frau, deren Koffer ich heute Morgen hilfsbereit am Bahnhof die Treppe herunter getragen habe, am Abend auf der Rückfahrt wieder erschienen, der Sinn hätte mir eher danach gestanden, ihr Gepäck auf die Schienen zu werfen. Ihr Wunsch nach einem schönen Sonntag hat sich jedenfalls nicht erfüllt. Doch meistens hilft es ja, die Gedanken einmal nieder zu schreiben und zu ordnen, somit sollen zunächst einmal jene Dinge, die für den Stimmungswechsel gesorgt haben, notiert werden:


1.       Die Laune meiner Begleitung. Sicherlich ist es sehr unfair von mir, bin ich doch normalerweise der mürrische und schlecht gelaunte, der ertragen und aufgeheitert werden muss, doch macht es diese Tatsache nicht unbedingt einfacher. Schlechte Stimmung ist ansteckend und kann einen Menschen schon runter ziehen, auch wenn man sich ausnahmsweise Mühe gibt, die Dinge positiv zu sehen. So wurde es dann auch immer anstrengender optimistisch an die Ereignisse heran zu gehen, bis dann irgendwann der „normale“, grummelnde Zustand erreicht war und sich wieder fest setzte.

2.       Der realistische Blick auf die Veranstaltung im Allgemeinen und das Projekt im Speziellen. Alle guten Hoffnungen nützen nichts, wenn sie sich nicht erfüllen. Letztlich kann man nur sagen, dass es schlecht organisiert war, dass der Begriff „repräsentativ“ ungenügend umgesetzt wurde und dass das Verhalten vieler Teilnehmer unterirdisch war. Wie üblich wurden die großen Reden im Vorfeld durch die Taten ad absurdum geführt, stattdessen hat sich die Masse keine oder kaum Mühe gegeben und nur auf freien Eintritt spekuliert.

3.       Das mangelhafte eigene Zeitmanagement. Mehr Zeit verbringen mit speziellen Menschen, das war eigentlich ein Teil der persönlichen Tagesplanung. Es kam nicht dazu, weil man sich an verschiedenen Orten der Veranstaltung aufhielt, weil ich damit beschäftigt war, den jämmerlichen Aufbau und die Ausstattung vor den Elementen zu schützen und mich zu langweilen, weil ich offensichtlich unnötigerweise eine gewisse Verantwortung für die Sache verspürte, die mich davon abhielt zu tun, wonach mir der Sinn stand. So blieb es dann bei einem „Hallo“ und einem „Auf Wiedersehen“.


Letztlich sind dies, wenn man das Ganze auf den Kern herunter bricht, die Gründe für die Missstimmung. Und letztlich sind sie, bis auf den ersten, der seinen Ursprung zu einem großen Teil auch im zweiten hatte, genau so eingetreten, wie es zu befürchten war. Im Grunde kann man sagen, dass die eigenen Erwartungen zu hoch gesetzt waren und dass zu viel Einsatz für eine von vorn herein verlorene Sache gezeigt wurde. Da diese Ereignisse nun der Vergangenheit angehören, hilft es auch wenig, sich weiter darüber zu ärgern, jedoch kann man vielleicht daraus etwas lernen, sind doch eigentlich alle diese Ursachen meine eigene Schuld, da ich mich von ihnen in meiner Stimmung beeinflussen ließ.

Welche Lehren ziehe ich nun also? Ich ordne sie den jeweiligen Problematiken zu.


1.       Die Erfahrung, wie es sich auf der anderen Seite anfühlt, ist erhellend. Ich werde mich bemühen in Zukunft in meinen eigenen schlechten Stimmungen weniger abfärbend zu sein, als ich es in der Vergangenheit war. Das ist eine schwer umzusetzende Lektion, denn gerade in solchen Situationen ist es nicht leicht, sich so weit zu kontrollieren.

2.       Die Frage, die ich mir stellen muss, nachdem so langsam etwas Ruhe in meinem Kopf einkehrt: „Was habe ich denn erwartet?“ Letztlich war das Ergebnis, sicher nicht in allen Details, aber im Großen und Ganzen, genau so, wie es ein nüchtern denkender Geist vor der Veranstaltung vorhersehen konnte. Die Erwartungen zurückschrauben, Dinge, die wichtig sind, entweder auf die eigene Agenda schreiben oder sich möglichst ganz raus ziehen, die persönlichen Pläne im Zweifelsfall höher priorisieren, als die von anderen und die Veranstaltung nach der diesjährigen Bilanz im nächsten Jahr anders angehen… all das sind Lektionen, die aus dem Desaster gezogen werden können. Das ist es, was als Konsequenz aus dem realistischen Blick gezogen wird.

3.       Auch hier bleibt die Frage nach den eigenen Erwartungen, denn im Grunde genommen war es auf dieser Veranstaltung in all den Jahren kaum anders. Vermutlich besteht der Frustfaktor hier auch einfach darin, dass nun insgesamt die letzten  drei Treffen nach einem ähnlichen, kurzen und oberflächlichen Muster abliefen, was jedes Mal den Umständen geschuldet war. Man kann versuchen gegen zu steuern um die eigene Unzufriedenheit zu senken. Eine Abhilfe wäre es mehr reale Zeit miteinander zu verbringen, was bei den aktuellen Terminkalendern zwar schwer umsetzbar sein mag, aber dennoch in Angriff genommen werden muss. Tu es oder tu es nicht… und so weiter.

Alle diese Konklusionen aus dem Erlebten sind sicher nicht einfach um zu setzen, doch ist der erste Schritt, die Erkenntnis, wie es besser gehen kann, immerhin schon getan. Wir werden sehen, was die Zukunft bringt. Immerhin ist es tatsächlich so, das Niederschreiben dieser Dinge und Gedanken hat für Ruhe und etwas mehr Ordnung in meinem Kopf gesorgt. Das ist doch schon etwas.