Donnerstag, 26. Februar 2015

Die Falle der Faulheit

Mein neues Sofa frisst meine Kreativität und meinen Elan. Ich fürchte, es ernährt sich davon, wird stärker, gefährlicher und irgendwann eine Bedrohung für den Rest der Menschheit.

Vor einigen Wochen kam es an und dominiert seitdem mit seinen enormen Ausmaßen und seiner nicht zu leugnenden Bequemheit (ist das überhaupt ein Wort? So weit ist es schon gekommen...) das Wohnzimmer. Vorerst weichen mussten dafür Schreibtisch und Schreibtischstuhl, die in den nächsten Umbauphasen sicherlich wieder einen Platz erhalten werden. Zunächst war das kein Problem.

„Ich habe doch vorher auch oft mit dem Laptop auf dem Sofa gesessen und geschrieben, warum sollte das nun anders sein?“

Doch es ist anders. Man sitzt nicht auf diesem Möbelstück der Trägheit, man liegt, lümmelt oder fläzt. Sämtliche instinktiv darauf eingenommenen Langzeitpositionen sind nicht förderlich für konzentrierte Arbeit oder gar komplexe Denkprozesse, sondern regen nur Faulheit und Entspannung an.

All die kreativen Einfälle, Geistesblitze und Ideen, die man über den Tag verteilt so ansammelt und gerne zuhause umsetzen möchte, sie verschwinden ins Nichts, werden aufgesaugt und von Lethargie und Stumpfsinn verdrängt, sobald man Platz genommen hat. Im Nu ist es tiefste Nacht und man wundert sich, wo die Zeit geblieben ist und warum man nichts geschafft hat, während das teuflische Sitzmöbel unschuldig an seinem Platz steht, als hätte es mit der ganzen Situation nichts zu tun und als wolle es sagen: "Ach, entspann dich. Leg doch vielleicht die Füße ein wenig hoch, das ist bestimmt noch angenehmer." Draußen vor dem Fenster vergehen die Jahreszeiten, Kinder werden zu Erwachsenen, Zivilisationen steigen auf und vergehen wieder... und ich frage mich, was im Februar überhaupt passiert ist, was ich getan habe.

Um diesen Text zu schreiben, musste ich mich zwingen den etwas unbequemeren Stuhl zu benutzen, hier war ich nicht abgelenkt, mein Geist war nicht vernebelt von Verlockungen des Müßigganges. Ich spüre bereits, wie das Sofa seine unsichtbaren Klauen wieder nach mir ausstreckt und mich lockt, seine Polster und Kissen wirken so einladend... jemand muss mich retten!!