Vor vielen Jahren begann für mich die
Zeit des Liverollenspieles. Anfangs ein Hobby, das mich sehr
begeisterte und zu kreativen Höchstleistungen motivierte, ließ die
Begeisterung mit den Jahren nach. Man wird älter und hat vieles
schon gesehen, lernt die anderen Teilnehmer einzuschätzen und mit
ihnen umzugehen, die Faszination und der Reiz des Neuen schwinden.
Ebenso bleibt es nicht aus, dass weniger Veranstaltungen besucht
werden, der Terminkalender füllt sich und man muss mit der eigenen
Zeit mehr haushalten. Zudem wird man bequemer und lehnt schon mal
Spiele ab, die dem eigenen Komfortempfinden zuwiderlaufen – das
hätte es damals nicht gegeben. Ich fühle mich gerade uralt...
Und wie die Begeisterungsfähigkeit und
Zeit nimmt auch die Motivation ab. Man erwischt sich immer wieder,
besonders im Vorfeld einer stressigen Veranstaltung, bei der
gedanklichen Frage, warum man sich das überhaupt noch antut.
Kostümprobleme, logistische Herausforderungen, Schlafmangel,
unzureichende Ernährung, Kälte, Nässe, viele Menschen, mit denen
man freiwillig gar keine Zeit verbringen würde, unschöne
Situationen... all das wird mir bewusst, wenn der Wecker früh an
einem Samstagmorgen klingelt und mich auffordert mein Gepäck zu
richten und mich abfahrbereit zu machen.
Und doch stehe ich an jedem dieser
inzwischen seltenen Tage auf und bleibe nicht einfach liegen. Denn
auch in diesem Jahr gab es auf jeder Veranstaltung wieder mindestens
einen dieser Momente. Der Moment, für den es sich alles bezahlt
gemacht hat, der alles andere mehr als aufwiegt.
Der Moment, in dem sich alles
verselbstständigt und einfach nur noch passiert.
Der Moment, der mich emotional
mitreißt, sei es aus Freude, Trauer, Wut – oder einfach nur
aufgrund der schieren Epik der Situation.
Oder der Moment, in dem alles plötzlich
auf der Kippe steht, in dem ein einzelner Funke einen Feuersturm
auslösen könnte.
Das ist dann der Moment, den ich mir im
Nachhinein vor Augen führe und über den ich sagen kann: Deshalb
mache ich diesen ganzen Mist.