Die mittelgroße Stadt rühmt sich
ihrer umso größeren Tradition der vorweihnachtlichen Fress-,
Plunder- und Saufbuden, die sich mittlerweile auf so gut wie jeder
freien Fläche der Innenstadt finden. Ergänzt werden diese
sicherlich sehr festlichen Angebote durch Karussells, ein Riesenrad
und Straßenmusikanten, die sich von der vorbei drängenden
Menschenmasse ein wenig Kleingeld erhoffen, während sie mehr
schlecht als recht in der Kälte stehend Weihnachtslieder frei
interpretieren. Natürlich wittern auch die Einzelhändler und
Gastronomen der Innenstadt das Geschäft und geben sich alle Mühe
einen möglichst großen Anteil der besinnlich drängelnden Leute für
ihre Angebote zu begeistern. So bietet sich dann dem Eingeborenen
bereits an Werktagen, wenn das Personenaufkommen nicht so enorm ist,
ein wahrer Spießrutenlauf um sein meist klar definiertes Ziel zu
erreichen, wenn er sich aus dem Haus wagt. Verengte Wege durch die
bereits Wochen vor Eröffnung aufgestellten Holzbuden, Slalom-Kurse
um die weiter ins Sichtfeld verlegten Auslagen der Geschäfte und die
vergebene Mühe nicht ständig in Körperkontakt mit völlig Fremden
zu geraten, die immer wieder abrupt stehen bleiben, sich quer zur
Gangrichtung bewegen und ganz allgemein schrecklich verwirrt
scheinen, kennzeichnen den eigentlich harmlosen Gang um noch schnell
ein Pfund Zucker aus dem Supermarkt zu holen.
Doch der wahre Schrecken wartet am
Wochenende.
Kann man in der Woche in den meisten
Fällen als Ortskundiger noch die schlimmsten Engpässe und
Ansammlungen von Menschengezücht umgehen und vermeiden, wird dies
zwischen Freitagnachmittag und Sonntagabend fast unmöglich. Selbst
in kleinen, abgelegenen Straßen, die weit von den bunten und so
abwechslungsreichen Angeboten des Weihnachtsmarktes entfernt liegen,
tummeln sich kleine oder größere Gruppen von Personen, sei es, weil
sie sich verirrt haben oder sei es, weil sie der Meinung sind, dass
sie hier die Stimmung besser erleben können. So stellt sich dann dem
unschuldigen Spaziergänger, der eigentlich nur etwas frische Luft
atmen (was auch schwierig ist, sie scheint in einem Umkreis von
hunderten Metern von Bratenfettdünsten und Zuckerhauch erfüllt zu
sein) und sich durch etwas Ruhe entspannen wollte, eine ganze Horde
entgegen, durch Glühwein alkoholisierte ältere Menschen, quengelnde
Kinder, vom Weg abgekommene Touristen, die eine möglichst genau
Wegbeschreibung zu der aktuell am weitesten entfernten
Sehenswürdigkeit erfragen, Einheimische, die niemals auch nur einen
Fuß in diese Straßen gesetzt haben außerhalb des Adventes und noch
viele andere angenehme Zeitgenossen mehr. Wenn dann noch Personen in
Löwen-, Waschbären- und Kuhkostümen des Weges kommen, ist der
Punkt erreicht, an dem nur noch die Flucht in die eigenen vier Wände
bleibt, aus denen man all diese seltsamen Kreaturen aussperren kann.
Sicherlich sind solche Ärgernisse
absehbar, wenn man sich für eine Wohnung in der Innenstadt
entscheidet. Es ertragen und den Jahreswechsel erwarten bleiben die
beiden Instrumente, die einem nur bleiben. Und offenbar gibt es auch
immer noch die Möglichkeit sich einigermaßen ungestört draußen zu
bewegen: Der Spaziergang zwischen 1 und 3 Uhr in der Nacht auf den
Sonntag war sehr entspannend.