Sonntag, 26. Oktober 2014

LARP für alte Menschen

Vor vielen Jahren begann für mich die Zeit des Liverollenspieles. Anfangs ein Hobby, das mich sehr begeisterte und zu kreativen Höchstleistungen motivierte, ließ die Begeisterung mit den Jahren nach. Man wird älter und hat vieles schon gesehen, lernt die anderen Teilnehmer einzuschätzen und mit ihnen umzugehen, die Faszination und der Reiz des Neuen schwinden. Ebenso bleibt es nicht aus, dass weniger Veranstaltungen besucht werden, der Terminkalender füllt sich und man muss mit der eigenen Zeit mehr haushalten. Zudem wird man bequemer und lehnt schon mal Spiele ab, die dem eigenen Komfortempfinden zuwiderlaufen – das hätte es damals nicht gegeben. Ich fühle mich gerade uralt...

Und wie die Begeisterungsfähigkeit und Zeit nimmt auch die Motivation ab. Man erwischt sich immer wieder, besonders im Vorfeld einer stressigen Veranstaltung, bei der gedanklichen Frage, warum man sich das überhaupt noch antut. Kostümprobleme, logistische Herausforderungen, Schlafmangel, unzureichende Ernährung, Kälte, Nässe, viele Menschen, mit denen man freiwillig gar keine Zeit verbringen würde, unschöne Situationen... all das wird mir bewusst, wenn der Wecker früh an einem Samstagmorgen klingelt und mich auffordert mein Gepäck zu richten und mich abfahrbereit zu machen.

Und doch stehe ich an jedem dieser inzwischen seltenen Tage auf und bleibe nicht einfach liegen. Denn auch in diesem Jahr gab es auf jeder Veranstaltung wieder mindestens einen dieser Momente. Der Moment, für den es sich alles bezahlt gemacht hat, der alles andere mehr als aufwiegt.
Der Moment, in dem sich alles verselbstständigt und einfach nur noch passiert.
Der Moment, der mich emotional mitreißt, sei es aus Freude, Trauer, Wut – oder einfach nur aufgrund der schieren Epik der Situation.
Oder der Moment, in dem alles plötzlich auf der Kippe steht, in dem ein einzelner Funke einen Feuersturm auslösen könnte.

Das ist dann der Moment, den ich mir im Nachhinein vor Augen führe und über den ich sagen kann: Deshalb mache ich diesen ganzen Mist.

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