Dienstag, 14. Mai 2013

Unsicherheiten



Die Unsicherheit über eine Situation oder das Verhältnis zu einem anderen Menschen muss nicht unbedingt schlecht sein, birgt sie doch in sich zumindest noch Hoffnung, dass eigentlich alles in Ordnung ist. Tritt erst Gewissheit ein, kann man sich nichts mehr vormachen, sondern muss die Tatsachen akzeptieren, auch wenn sie nicht den Hoffnungen entsprechen. Das ist anscheinend ein schwerer Schritt, Unsicherheit gegen Klarheit zu tauschen, obwohl meistens eine einfache Frage alles lösen könnte. Ich muss mich entscheiden: Die Hoffnung der unklaren Verhältnisse oder die Realität, die möglicherweise wehtut? 

Letztlich ist es mein Fehler. Ich kann natürlich versuchen, die Schuld bei anderen zu suchen oder sie auf sie ab zu wälzen, letztlich wäre das aber alles nur Ablenkung. Ich bin derjenige, der dein Vertrauen enttäuscht hat, ich bin derjenige, dem du dein Herz ausgeschüttet hast, ich bin derjenige, der einfach nur hätte schweigen müssen, das kann ich doch sonst so gut. Warum war ich dazu diesmal nicht in der Lage? Auch die Tatsache, dass ich es nur einem Menschen anvertraut habe, macht es nicht besser, einer oder einhundert, wo ist der Unterschied? Ich verstehe und es tut mir so unendlich leid, dass es dich verletzt hat und wütend gemacht hat, ginge es mir doch umgekehrt nicht anders und empfinde ich doch mir selbst gegenüber momentan auch nur Abscheu und Unverständnis. Mehr als eine Woche nun Funkstille, das ist ungewöhnlich, selbst bei unseren stressigen Leben. Wo stehen wir nun?

Vielleicht übertreibe ich einfach und überinterpretiere die ganze Sache. Vielleicht hast du einfach momentan nur keine Zeit, du hast ja in den letzten Tagen viel um die Ohren gehabt. Vielleicht ist das Thema für dich geklärt und du wunderst dich, warum ich mich nicht melde und dir aus dem Weg zu gehen scheine. Vielleicht mache ich mir mal wieder unnötig Sorgen, unsere Freundschaft ist stark, die hält auch so etwas aus. Vielleicht gibt es überhaupt keinen Grund für diesen Text und für meine düsteren Gedanken.

Doch was, wenn es anders ist? Was ist, wenn du noch immer wütend auf mich bist, oder schlimmer noch, wenn du noch immer enttäuscht von mir bist? Was ist, wenn du auch nicht weißt, wie es weiter gehen soll, wenn du gar nicht willst, dass es weiter geht? Was ist, wenn du mir nicht mehr vertrauen kannst und ich das zerstört habe, was wir mühsam in den letzten Jahren als Freundschaft aufgebaut haben? Was ist, wenn die düsteren Gedanken Wahrheit sind?

Das ist es, was mich beschäftigt hat in den letzten Tagen. Das ist der Grund, aus dem ich mich nicht traue mich zu melden, die zweite Alternative könnte ich vermutlich kaum aushalten. Nenne es Feigheit, nenne es das Festhalten an der Hoffnung auf die erste Möglichkeit, die durch die Unklarheit genährt wird, es funktionierte, für eine Weile. Doch ich merke, dass das keine Dauerlösung ist, sondern nur ein Ausweichen vor der Realität.

Ich esse schlecht, trinke zu wenig, schlafe unruhig, mein Gehirn beschäftigt sich immer wieder mit dieser Sache. Die Unsicherheit ist nun kein Schutz mehr, sondern wird  doch zur Qual. Ich kann es so nicht stehen lassen, ich muss den Schritt machen und mir Klarheit verschaffen. Ich werde es jetzt tun. Ich werde die Realität akzeptieren, egal, wie sie aussehen mag. Ich melde mich bei dir, auch wenn ich gerade merke, wie die Angst vor der Ablehnung wieder zunimmt.

Doch es muss sein!

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