Dienstag, 29. Dezember 2015

Maske in den Schrank

Weihnachten ist vorbei und es ist an der Zeit sich von den Feiertagen zu erholen. Irgendwann drückt jede Maske und man muss sie ablegen, besonders wenn man sie drei Tage am Stück getragen hat. Freundlich-höflicher Gleichmut, unterdrückte Antworten auf die üblichen kleinen Sticheleien, verschlossene Augen und Ohren vor unterschwelligen familiären Zwistigkeiten – das alles wird mit der Zeit anstrengend. Man versucht einen wackeligen Frieden zu bewahren, obwohl man das Gefühl hat, dass niemand sonst daran ehrliches Interesse hat. Man hofft auf eine ruhige Zeit, ist dann aber gezwungen permanent Eskalationen vorzubeugen, bis die Ruhe zu Stress verkommt. Durchgeplante Fresssucht und Verwandtenbesuche, Lästereien über nicht Anwesende, Eifersucht zwischen Familienmitgliedern, die befürchten zu kurz zu kommen. Nach dem ersten Tag bereits geht man sich auf die Nerven und begibt sich entweder in einen dämmrigen Halbschlaf um es aus zu sitzen oder explodiert irgendwann und versucht die Fassade vorgeschobenen Familienfriedens einzureißen. Denn vorgeschoben ist er, der Kalender sagt, dass man in dieser Zeit des Jahres gut und freundlich zueinander sein, Geschenke verteilen und sich lieben muss.
Also trägt man eine Maske. Lächelnd. Nickend. Gedanken ausschaltend. Innerlich schreiend. Und man sehnt sich nach Ruhe und Frieden, der jedoch erst nach Weihnachten, dem Fest der Liebe und Besinnlichkeit, gewährt wird.

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