Sonntag, 20. September 2015

Zeitliche Paradoxa

Wie zu erwarten geht die endlose Geschichte in ihre nächste Runde. Wir erinnern uns: Es wurde vor etwa einer Woche angekündigt, dass Handwerker kommen würden, die die noch fehlenden Türen für die Balkone im Haus einbauen sollten. Die Aussage des Vermieters, der diese Dinge organisiert, lautete: „Drei Tage. Montag, Dienstag und Mitwoch müssen die in Ihre Wohnung, dann ist das ganze erledigt.“ Man seufzte, versuchte einzurichten, dass zu den angekündigten Zeiten Menschen die Türen öffnen konnten und hoffte insgeheim, dass die Angelegenheit dann endlich beendet sein möge.
Hoffnung ist jedoch der erste Schritt auf der Straße zur Enttäuschung.

Der Montag begann. Pünktlich wie die Maurer, die sie waren, betraten die Handwerker um 8 die Wohnung und machten sich an ihr staubiges Werk. Noch am selben Morgen teilt der Vermieter, der auch durch das Haus geisterte, etwas kleinlaut mit, dass das „doch nicht so schnell“ ginge, wie er es sich gewünscht hatte – dass das eine Sache von Wünschen ist, war eine ganz neue Information. Die Hausbewohner hatten eigentlich gehofft, dass er sich mit den zuständigen Handwerkern bespricht und dass seine Aussagen der letzten Woche auf diesen Absprachen basierten.

Nun ja. Am Montag, Dienstag und Mittwoch wurde wie angekündigt fleißig gearbeitet. Am Mittwochnachmittag wurde der Versuch gestartet aus dem Maurer vielleicht ein paar brauchbarere Informationen zu erhalten. Er wirkte einigermaßen entspannt, als er sagte: „Ich mache das morgen fertig, ich will nicht nochmal am Freitag herkommen.“ Dabei verstaute er sein Werkzeug in einem großen Eimer und machte sich kurz darauf auf den Heimweg.

Interessanterweise scheint er des Nachts eine Epiphanie, den Besuch von drei Geistern oder ein anderes Erlebnis gehabt zu haben, das seine Einstellung grundlegend veränderte: Am nächsten Morgen lautete seine neue Einschätzung: „Ich bin froh, wenn ich heute die Hälfte schaffe, das muss ja alles noch trocknen. Also, morgen bin ich auf jeden Fall nochmal da.“

Das Zähneknirschen der derart abgefertigten Mieter dürfte noch zwei Straßen weiter zu hören gewesen sein. Wieder musste das Öffnen der Türen mühsam organisiert und Möbel verrückt werden.
Wie es eben so kommen musste, lauteten die Abschiedsworte des Maurers am Freitagnachmittag: „Am Montag mache ich dann den Rest, da sind Sie auch hier, oder?“ Zudem gab der Vermieter zu bedenken, dass noch die Schwelle der neuen Tür bearbeitet werden müsse, in naher Zukunft, und dass auch die Wände rings um den neuen Durchbruch neu tapeziert und gestrichen würden, im nächsten Frühjahr. Man kann also aktuell davon ausgehen, dass im kommenden Sommer so langsam wieder Normalität eintreten wird, sofern die Mieter nicht einfach einige der ausstehenden Aktionen in Eigenregie durchführen.

Bei dieser ganzen leidigen Angelegenheit drängen sich einfach mehrere Gedanken auf. Haben Vermieter und Handwerker im Vorfeld tatsächlich über mehr kommuniziert und hat der Vermieter sich dann den Zeitansatz ausgedacht, den er weiter gemeldet hat, und auf das Beste gehofft? Haben umgekehrt die Handwerker ihm gegenüber den Aufwand untertrieben und ihn dann erst nach und nach mit den wahren Gegebenheiten konfrontiert? Versuchen einfach alle Parteien die Mieter in Sicherheit zu wiegen, indem sie schrittweise mit den Informationen rausrücken? Fällt es den Handwerkern (und auch dem Vermieter) vielleicht auch einfach sehr leicht die Hausbewohner anzulügen, sind sie also schlicht ohne Skrupel und Anstand?

Oder liegt das Problem doch bei den kleinen Geistern, die sich von den Geschehnissen verärgert zeigen und veralbert fühlen? Möglicherweise haben diese Personen, die immer wieder die Termine ändern und den Zeitansatz für die Fertigstellung nach hinten schieben, einfach ein wesentlich tieferes Verständnis von Zeit als der normale Mensch, der nur ihr lineares Verstreichen wahrnehmen kann und Begriffe wie „zu spät“ verwendet. Könnten diese Handwerker nicht einfach erkennen, dass es sich bei der eigentlichen Struktur der Zeit eher um... wibbly wobbly, time-y wimey... stuff... handelt? Halten wir uns also daran fest, denn das bedeutet auch, dass die Leute, die da arbeiten, so etwas wie einen Plan haben...

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