Sonntag, 28. April 2013

Das Superman-Problem



Superman verfügt neben diversen anderen Kräften auch über deutlich bessere Sinne als ein Mensch. So sticht besonders sein Gehör hervor, das je nach Quelle so ausgeprägt ist, dass er im Grunde alle Menschen auf der ganzen Welt gleichzeitig hören kann und auf jeden Hilferuf überall reagieren könnte. Und da liegt auch eines seiner Probleme, denn er kann nicht jedem einzelnen Menschen helfen, da auch ihm Grenzen gesetzt sind. Zudem wird gerade in Darstellungen seines jüngeren Ichs immer wieder gezeigt, welche Belastung es für ihn darstellt so viele Stimmen gleichzeitig wahr zu nehmen und wie er versucht, diese aus seinem Kopf auszusperren, was aber nicht so ohne weiteres gelingt. Für beide Probleme muss er lernen zu filtern, das Wichtige vom Unwichtigen zu trennen und sich auf das zu konzentrieren, was für ihn aktuell von Belang ist. Keine leichte Aufgabe, jedoch eine, die auch normale Menschen lernen müssen.

An manchen Tagen ergeht es jedoch auch jenen, die auf der Erde geboren sind, so wie dem jungen Superman. Plötzlich scheint jedes Geräusch, jedes gesprochene Wort, jeder Laut in der Umgebung wahrgenommen zu werden, seinen Weg durch die Ohren direkt ins Gehirn zu finden und sich dort vollkommen ungefiltert ins Zentrum der Aufmerksamkeit zu drängen. Und man beginnt den Kryptonier zu bemitleiden, der doch noch so viel mehr hören kann, als es dem normalen Menschen schon zugemutet wird.

Dieser Zustand scheint besonders dann einzutreten, wenn der Betroffene sich in der Gesellschaft einer großen Menge an Menschen befindet, in einer belebten Fußgängerzone, auf einer Party oder in einem Restaurant, alle sprechen durcheinander, lachen, rufen, weinen, Kinder schreien, Hunde bellen, Türen und Schubladen fallen zu, Musik dröhnt geradezu aus Lautsprechern in Einkaufszentren, Autos, LKW und Motorräder rasen vorbei, Essbesteck klappert oder wird schmerzhaft quietschend über Teller gezogen,… die Liste ist unendlich erweiterbar und all das prasselt gleichzeitig auf den ungeschützten Geist ein. Kopfschmerzen sind noch die harmloseste Folge des Versuchs all diesen Sinneseindrücken gerecht zu werden, wenn man fliehen kann an einen ruhigeren und friedlicheren Ort, so flieht man.

Nun will ich mir nicht anmaßen mich mit dem Mann aus Stahl zu vergleichen. Ich habe nicht einmal ansatzweise den Wunsch all den Menschen zu helfen oder zu Diensten zu sein, die ich höre, dazu bin ich viel zu sehr Egoist. Ich wäre schon zufrieden sie nicht mehr als Geräuschkulisse in meinem Kopf zu haben. Doch bin ich der einzige, dem es so geht? Habe nur ich diese Empfindungen, wenn ich in Gesellschaft von zu vielen Menschen bin oder wenn es einfach zu viele gleichzeitige Geräuschquellen gibt um sich auf alle zu konzentrieren? Ist es unnormal, dass es Situationen gibt, in denen die Filter versagen und alles ungebremst in meinem Gehirn landet? Oder bin ich nicht allein?

2 Kommentare:

  1. Lieber Zombie-Superman,
    möglicherweise geht diese ungefilterte Wahrnehmung aller möglichen Geräuschquellen, die dem armen Hirn bald zuviel wird, einher mit bereits bestehendem Unwohlsein. Fühlt der geneigte Mensch/Superheld sich in einer Situation nicht wohl in seiner Haut, kann es sicher leicht dazu kommen, dass seine Sinne und auch seine Toleranz- und Schmerzgrenze empfindlicher, reizbarer werden. Andersherum entsteht aus dem Lärm um einen herum und im Hirn wiederum das nun verstärkte Gefühl des Unwohlseins und so beginnt ein Teufelskreis...nur so eine Theorie.

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    1. Da diese Beobachtung in einer gut gefüllten Innenstadt inmitten von unzähligen Menschen, Buden, Schuhen, Kindern und ähnlichem gemacht wurde, mag diese Theorie sehr nahe an der Wirklichkeit sein. Wäre das beobachtete Subjekt nun tatsächlich ein Superheld gewesen, hätte es mit hoher Geschwindigkeit in die Stille einer erdnahen Umlaufbahn fliehen können... da es aber nur ein normaler, und noch dazu äußerst schwacher Mensch ist, war dies leider keine Option.

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